19.08.16 | Kultur Wie hinter den Herner Museums-Kulissen neueste wissenschaftliche Erkenntnisse und Technik in die Dauerausstellung einfließen
Neuer Klima-Kubus: Renovierung im LWL-Museum für Archäologie
Annika Kaffille mit den Exponaten, die im Museumstresor auf ihren Einsatz im neuen Klimakubus warten.
LWL/K. Burgemeister
Herne (lwl). Gerade wenn es um das Klima geht, können Informationen fast schneller veralten, als sie entstehen. So ergeht es gerade dem ¿Klima-Kubus¿ im LWL-Museum für Archäologie in Herne. Der begehbare Würfel war zur Eröffnung des Museums vor 13 Jahren auf der Höhe seiner Zeit. Inzwischen haben die wissenschaftlichen Erkenntnisse zum Klimawandel neue Erkenntnisse ermöglicht, die jetzt in den ¿Informationswürfel¿ einfließen sollen. Der Klima-Kubus liefert aktuellen Diskussionsstoff für die anhaltende Klima-Diskussion.
Durch sein Dach kann man aktuell hindurch schauen, der Boden ist entfernt, es hängen Kabel in der Luft. Dass der Klima-Kubus als ein themenbezogenes Element der Dauerausstellung im Museum des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) bereits vollständig entkernt ist, können die Besucher nur erahnen. Ein Schild weist auf die aktuellen Renovierungsarbeiten hin. Hinter den Kulissen bewegt sich jedoch einiges, um dem Kubus neues Leben einzuhauchen. Die Entwürfe für die neue grafische Gestaltung werden bereits umgesetzt. Im Tresor des Museums warten neue Exponate darauf, in den vier Wänden Anfang des untertägigen Entdeckungsweges durch die Dauerausstellung die Faktoren des Klimas in der Menschheitsgeschichte nach den neuesten Erkenntnissen zu veranschaulichen.
¿Bis November wird die Renovierung beendet sein¿, erläutert Museumsleiter Dr. Josef Mühlenbrock. ¿Dann führt der Weg durch die Dauerausstellung die Besucher wieder direkt in das Innere des Kubus.¿ Vor dem Hintergrund der politischen Diskussionen über den weltweiten Klimawandel gerät manches in Vergessenheit, etwa dass wir heute in einem Eiszeitalter leben. So bezeichnen Klimaforscher die Phasen, in denen die Polkappen mit Eis bedeckt sind. Doch der ¿Normalzustand¿ der Erde sind Warmzeitalter, die 80 bis 90 Prozent der Erdgeschichte ausmachten.
Der Klima-Kubus versucht, die Auswirkungen des Klimas auf die Lebensbedingungen der Menschen zu veranschaulichen. Welche Konsequenzen der Wechsel von Warm- zu Kaltzeiten auf die Pflanzen- und Tierwelt und damit auch unmittelbar auf die Menschen hatten, dafür gibt es einige Zeugen, die in der Erde verborgen sind. So wartet im Tresor bereits ein Stalagmit auf seinen Einsatz. Der Zapfen zeigt mit seinem Wachstumsverhalten, wie und wann es auf der Erde feucht und trocken zuging. Direkt neben ihm liegt ein Stromatolith. Mikroorganismen haben darin in den Ozeanen vor Milliarden und Millionen Jahren Staub und Tonpartikel gesammelt, die wiederum durch chemische Vorgänge versteinert sind. ¿Auch darin ist das längst vergangene Klima nachhaltig gespeichert¿, weiß Annika Kaffille, die als wissenschaftliche Volontärin die Renovierungsarbeiten begleitet.
Auch ein Flusspferd-Zahn wird den neuen Klima-Kubus bereichern. Er steht für Tierarten, die es in unseren Breiten in dieser Form längst nicht mehr gibt, deren Vorfahren hier aber einst unter völlig anderen klimatischen Bedingungen heimisch waren, darunter auch Muscheln in einem eiszeitlichen Geschiebe als Zeugen der letzten Saale-Eiszeit. Versteinerte Urahnen der Eichen und anderer Laubbäume belegen, dass auch die verschiedensten heute noch vorhandenen Pflanzenarten mithilfe des Klimas eine lange Entwicklung und Anpassung durchlebt haben. Die Exponate sind dauerhafte Leihgaben aus dem LWL-Museum für Naturkunde in Münster, aus dem Ruhrmuseum oder aus dem Geologischen Institut in Heidelberg.
Das Klima im Wandel der Zeiten wird im neuen Klima-Kubus auch künftig multimedial erlebbar sein. So werden Licht und Schatten und klimaspezifische Geräusche die Sinne ansprechen. An den Wänden lässt sich die Entwicklung des Klimas während der vergangenen drei Millionen Jahre außerdem als Klimakurve beobachten.
Mehr Infos: http://www.lwl-landesmuseum-herne.de
LWL-Museum für Archäologie
Europaplatz 1
44623 Herne
Tel. 02323 94628-0
Versteinerte Blätter als Urahnen unserer heutigen Laubbäume.
Foto: LWL/K. Burgemeister
Der Klimakubus steht am Beginn des Rundgangs durch die Dauerausstellung im LWL-Museum für Archäologie und leuchtet noch prächtig, im Inneren beginnen jedoch die Renovierungsarbeiten.
Foto: LWL/K. Burgemeister
Auch ein Stalagmit hält viele Informationen über die Klimaentwicklung in einer riesigen Zeitspanne bereit.
Foto: LWL/K. Burgemeister
Im Inneren ist es nicht zu übersehen: Das Alte weiht, die neue Technik und neue Inhalte stehen für den Klimakubus bereit.
Foto: LWL/K. Burgemeister
Freier Blick nach oben: Auch das Dach im Klimakubus wird erneuert.
Foto: LWL/K. Burgemeister
Pressekontakt
Frank Tafertshofer, LWL-Pressestelle, Telefon: 0251 591-235 und Katja Burgemeister, LWL-Archäologie für Westfalen, Telefon: 0251 591-8921.
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Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) arbeitet als Kommunalverband mit mehr als 20.000 Beschäftigten für die 8,3 Millionen Menschen in der Region. Der LWL betreibt 35 Förderschulen, 20 Krankenhäuser, 18 Museen, zwei Besucherzentren und ist einer der größten Hilfezahler für Menschen mit Behinderung. Er erfüllt damit Aufgaben im sozialen Bereich, in der Behinderten- und Jugendhilfe, in der Psychiatrie und in der Kultur, die sinnvollerweise westfalenweit wahrgenommen werden. Ebenso engagiert er sich für eine inklusive Gesellschaft in allen Lebensbereichen. Die neun kreisfreien Städte und 18 Kreise in Westfalen-Lippe sind die Mitglieder des LWL. Sie tragen und finanzieren den Landschaftsverband, dessen Aufgaben ein Parlament mit 125 Mitgliedern aus den westfälischen Kommunen gestaltet.
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